Visual Novel Test

Analogue: A Hate Story

Shortfacts:

Genre: Visual Novel / Drama / SciFi / Mystery

Autor: Christine Love (Kanada)

Erscheinungsdatum: Januar 2012

Plattform: Steam

Sprache: Englisch, Japanisch, Koreanisch, Russisch

Spieldauer: 6 Stunden (für einen Walkthrough 5 Stunden)

Preis: 9,99 €

FSK: k.A.

 

 

Allgemeines

Analogue: A Hate Story ist eine Visual Novel die nicht im klassischen Stil daher kommt. Sie hat mehrere Endings die man erreichen kann aber verläuft nicht so linear wie man es eigentlich von vielen Novels kennt. Auch Erscheint sie sehr minimalisiert. Programmiert wurde die Novel von der kanadischen Visual Novel Autorin Christine Love. Ein Opening hat Analogue nicht bekommen und aktuell ist auch kein Steamtrailer auffindbar.

 

Story

Die Geschichte beginnt mit einem unbekannten Protagonisten, welcher in seinem Raumschiff sitzend über seinen Bildschirm eine Nachricht erhält. Er soll das Generationenschiff Mugunghwa anfliegen und für die "Historische Komission" einer der Kolonien die Daten downloaden die sich in diesem Schiff noch finden lassen. Scheinbar war dieses Schiff eines von mehreren Schiffen welche von der Erde ins All aufgebrochen sind um Kolonien zu gründen und nun seit mehr als 1000 Jahren im All treibt. Wie es der Auftraggeber will wird das Schiff angesteuert und an Bord gegangen. Der Bordcomputer scheint noch zu funktionieren, allerdings kommt man ohne Passwort nicht an die Administratorenrechte heran. Aber halt! Hier ist eine AI (künstliche Intelligenz) im Computer gespeichert! Er aktiviert sie und lernt so Hyun-ae kennen. Sie hilft ihm auf einzelne Daten des Schiffes zuzugreifen und so nach und nach mehr von seiner Geschichte und seinen Menschen zu erfahren. Scheinbar haben sie ihr Ziel nie erreicht und sind über Generationen hinweg derartig degeneriert, dass sie wieder in ein altes asiatisches Feudalsystem zurückgefallen sind. Die Technik ihrer Vorfahren nicht mehr beherrschend und ihre Sprache (koreanisch) nicht mehr verstehend, haben sie im Weltraum treibend sich eine eigene neue Welt erschaffen. In den Unterlagen tauchen irgendwann auch Briefe von einem Mädchen auf, dass nur "Pale Bride" (blasse Braut) genannt wird. Sie scheint aus der zweiten Generation der Schiffbesatzung zu stammen und war über 300 Jahre in Stasis um in der Zukunft Heilung für ihre Krankheit zu finden. Doch wer konnte ahnen, dass sie eines Tages in einem Feudalsystem aufwachen würde in dem Frauen und Mädchen ihre Rechte verloren haben und ihr Leben darauf ausrichten eine gute Braut zu werden? Ihr Schicksal bleibt nebulös. Dazu sind auf einen Schlag vor 600 Jahren (in Bezug auf das im Spiel aktuelle Datum) alle auf dem Schiff umgekommen. Wie konnte es dazu kommen? Hyun-ae scheint mehr darüber zu wissen doch sie weicht Fragen und Recherchen des Protagonisten aus. Unglücklicherweise kann er auch nicht mit ihr direkt kommunizieren da die Systeme dies nicht mehr zulassen. Er kann über ein Terminal nur auf binäre Fragen (Ja/Nein) antworten und ihr Briefe und Berichte aus dem System vorzeigen die sie Kommentiert - oder eben auch nicht... Scheinbar gibt es auch noch ein zweites AI-System auf dem Computer. Hmmm "Mute"? Vielleicht sollte er es mal aktivieren um mehr heraus zu finden?

 

Eindruck der Novel

Die Geschichte von Analogue: A Hate Story ist auf den ersten Blick sehr simpel: Man bekommt den Auftrag ein altes Schiff anzufliegen um soviele historische Daten wie möglich zu sichern. Ende. Auch die Tatsache mit halb defekten AIs kommunizieren zu müssen ist noch recht simpel. Aber anstatt wie gewohnt einer bestimmten Story zu folgen muss man nun selbst investigativ Schnipsel von Aufzeichnungen zusammen suchen, die AIs dazu bringen neue frei zu geben und so erst die ganze Hintergrundgeschichte zu erfahren, um dann wiederrum eines der Enden freizuschalten. Was sich im ersten Moment nach viel Lesearbeit anhört - ist es auch! Aber dafür sind wir ja da in einer Novel oder? Überraschenderweise macht diese etwas unkonventionelle Art eine Novel zu lesen wirklich Spaß! Am Anfang noch kommt es einem befremdlich vor und man hat nicht das Gefühl eine Visual Novel zu spielen sondern eher eine Hacker- und Detektivsimulation. Aber die Geschichte der vielen Personen welche sich auf dem Schiff kurz vor dem Kollaps befanden und ihre Hintergründe langsam zu erforschen macht Laune! Zudem fügt sich am Ende ein Bild zusammen welches einiges offenbart und vieles erklärt. Je weiter man vordringt desto klarer wird die Lage. Und die Geschichten die erzählt werden haben es zum Teil in sich. Man möchte einfach alles erfahren!

Leider hat die Novel einen kleinen Nachteil. Da sich die Autorin entschieden hat koreanische Namen zu benutzen ist es sehr schwer die einzelnen Charaktere in den Briefen und Berichten auseinander zu halten. So kommt man sich gerade am Anfang ziemlich verwirrt vor. Man fragt sich wer da gerade schreibt oder über wen er spricht oder mit wem. Dieses Gefühl legt sich am Ende etwas - dennoch könnte ich immer noch nicht sagen wie die einzelnen Personen oder Familien hießen. Aber dies ist eben das Problem von Menschen die sich nicht so ganz in der koreanischen Kultur auskennen. Mit japanischen Namen wäre es bei weitem einfacher gewesen. Dennoch kann man der Story keinen weiteren Vorwurf machen. Es macht wirklich Spaß Detektiv zu spielen! Ein weiterer kleiner Nachteil ist auch, dass das Hauptereignis, welches während unserer Arbeit an Bord geschieht nur sehr schwer zu meistern ist. Entweder man stirbt hier oder man arbeitet sich durch die vielen möglichen Computerbefehle des Terminals durch bis man die richtige Lösung gefunden hat - und das unter Zeitdruck! 20 Minuten hat man um eine Katastrophe zu verhindern. Ich habe einige Zeit gebraucht (nicht in die Gesamtspielzeit gerechnet) um die Lösung zu finden. Und Puh - das war schon haarig bis unfair denn die Novel gibt einem keine wirklich gute Hilfestellung wie man denn nun erfolgreich sein könnte.

Die Spielzeit von ca. 5 Stunden für das erste Ende und über 6 Stunden um 100% aller Nachrichten zu bekommen ist ok. Damit reiht man sich in der oberen Hälfte der getesteten Novels ein und die Zeit ist auch angemessen. Ob man nun 9,99€ für eine so spezielle Visual Novel ausgeben möchte? Dies bleibt Geschmackssache. Ich habe den Kauf nicht bereut ehrlich gesagt - auch wenn hier wie wir gleich noch sehen werden mit minimalistischen Mitteln gearbeitet wird. Allerdings ist so etwas auch nicht Jedermanns Sache dennoch denke ich, dass man, spätestens wenn die Novel einmal im Sale ist, zuschlagen sollte!

 

Atmosphäre/Design/Sound

Die Atmosphäre von Analogue: A Hate Story ist auf den ersten Blick ziemlich klinisch. Dies wird vor allem durch das Design bestärkt. Der Hintergrund ist einfach nur weiss, wir haben ein Menü mit dem wir auf die Daten zugreifen können - und wir können auf den Hauptcomputer zugreifen und dort per Tastaturbefehle bestimmte Aktionen durchführen. So bekommt man das Gefühl ein wenig selber da zu sitzen und in dem Computer zu hacken. Dennoch kommt man irgendwann in dieses Feeling hinein. Man sitzt in diesem Raumschiff am Computerterminal und versucht die Geheimnisse der Datenbank zu entziehen. Dennoch wird vom Design her kein großes Feuerwerk abgebrannt. Die einizigen Figuren denen wir begegnen sind die beiden AIs. Diese werden uns auch bildlich dargestellt und interagieren auch ein wenig mit uns. Wenigstens sind sie nicht so starr wie in mancher anderer Novel. Dennoch kommt da nicht viel herüber. Sie sind meist nur da um unsere gefundenen Schriftstücke zu analysieren und zu kommentieren. Die Musik ist ebenfalls eher Mittelmaß. Sie kann auf Dauer wirklich nervig werden, gerade wenn man etwas liest und schwankt zwischen Gameboymelodien und koreanischem Massagesalon. Leider trifft das überhaupt nicht meinen Geschmack, doch dank des vielen Lesens blendet man es nach einer Weile aus. Dafür reagieren die Melodien auf den Inhalt der Dokumente sodass hier zumindest im Ansatz Emotionen enstehen können. Ein insgesamt netter Ansatz, aber nur in den seltensten Fällen wirklich überzeugend. Soundeffekte gibt es fast keine bis auf ein zwei Alarme. Insgesamt kommt die Novel in den Punkten Desing und Sound sehr minimalistisch daher. Dies ist ein besonderer Ansatz und unterstützt diese verlassene einsame Atmosphäre des toten Generationenschiffs, aber im Vergleich zu andern Novels ist es schon ein Unterschied. Leider spendiert uns die Novel auch nur zu den einzelnen Endings ein CG sodass wir auch auf diese während des Lesens verzichten müssen.

 

 

                 Das Override Terminal                                    Die Datenbank mir einem geöffneten Brief

 

 

                            Hyun-ae                                                                  Mute

 

Zusammenfassung

Analogue: A Hate Story geht einen etwas anderen Weg als die breite Masse der Visual Novels. Ihre minimalistische Art ist etwas woran sich die Geister scheiden können. Unbestritten kommt Atmosphäre auf, auch begünstigt durch das minimalistische Design, doch beschränkt sich die Tätigkeit des Lesers hier fast ausschließlich auf das Lesen. Klar dies sollte auch in der Hauptsache so sein, aber ein wenig mehr möchte man schon sehen. Schöne Hintergründe und Animationen fehlen und CGs sind erst am Ende enthalten, und dann auch noch klein gehalten. Punkten kann die Novel auf jeden Fall mit der Story und der Atmosphäre. Es ist im Laufe der Nachforschungen immer spannender herauszufinden, was auf dem Schiff geschah und vor allem warum. Die koreanischen Namen verwirren den westlichen Leser dabei leider etwas, aber je mehr man liest desto besser wird es. Mit 5-6 Stunden Lesezeit ist man auch gut dabei und ein Mehrspielwert ist durch verschiedene Endings ebenfalls gegeben. Mit 9,99€ geht vielleicht nicht jeder konform, doch ist es ein angemessener Preis wie ich finde. Spätestens aber im Sale sollte man zuschlagen. Insgesamt ist Analogue: A Hate Story eine überraschend gute Novel die mit wenig Aufwand viel erreicht, auch wenn sie nicht das ganz große Feuerwerk abbrennt und auch nicht jeder diese Meinung teilen dürfte.

 

Bewertung
Story: 8,7
Design: 6,0
Musik/Sound: 5,8
Unterhaltungsfaktor: 9,0

 

                                          Gesamt: 7,4 /10                                    Preis/Leistung: 7,9 /10

Donnerstag
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